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Hi, es ging am 10. und 11. September in diesem 16 Jahr des 3. Jahrtausends unserer Zeitrechnung auf zum Stettiner Haff, um an der Deutschen Meisterschaft der Kutter ZK 10 teilzunehmen und unseren Erfolg vom letzten Jahr zu verteidigen. Sozusagen der Saisonhöhepunkt. Wir waren in diesem Jahr schon einmal hier, um zu den Hafftagen in Ueckermünde am letzten Juliwochenende an der Regatta um das Blaue Band mitzusegeln. Was wir auch taten und nach hartem Kampf gewannen. Ein gutes Omen. Damit hatten wir und vor allen Dingen (ganz wichtig!) Hansi uns Stürmann ein gutes Gefühl, was sich noch als wichtig herausstellen sollte. Wie immer war es von unserer Crew es eine Sternfahrt zum Regattaort. Ein Teil der Crew reiste bereits am Donnerstag an, um am nächsten Tag schnell Segelbereitschaft herstellen zu können, denn das hochsommerliche Septemberwetter lud zu einem Trainings- und Trimmschlag über das Stettiner Haff ein. Idol kam aus Rostock. Er war mit der Reisegeschwindigkeit von 122 km/h unsere Vorhut in Ueckermünde. Er lotste mich dann durch Ueckermünde. Tolle Wurst. Denn all die Wege, die uns sonst offen standen waren verpollert. Ich habe mehrere Runden gedreht. Idol versicherte mir am Handy: „Einfach an der Kirche vorbei und dann geradeaus bis zur Uecker, dann links ab zum Verein.“ Ich wiederholte mehrmals: „Da stehen Poller, hier komm ich nicht weiter.“ Antwort: „Kann gar nicht sein, ich bin da eben durchgefahren“. So habe ich mir die Poller nach drei Ehrenrunden um die Kirche mit dem „Teamwork on tour Quek“ im Schlepptau, dreimal angeschaut. Einige Passanten, die das wohl beobachtet hatten, bedachten mich mit der Scheibenwischerhandbewegung. Hätt mi nichts utmokt, ik bünn jo Meckelbörger, un de sünd ja hartsotten. Irgendwann habe ich dann versucht mich anders an die Sache ranzupirschen. Nach Süden, erste Brücke über die Uecker, dann wieder zurück nach Norden dann nach Westen, zweite Brücke über die Uecker und dann hatte ich die Orientierung wieder. Ha ihr schlauen Ueckermünder, die Verkehrsleitung soll den Autofahrern wohl sozusagen die Stadtrundfahrt auf eigene Kosten ermöglichen. Das Zentrum und der Hafen sind wirklich anguckenswert. Bin dann zum Seesportclub Ueckermünde gefahren.
Weil am Wohnwagen „Teamwork“ dransteht, sozusagen die Outung, wurden sowohl Idol als auch ich gleich zurück in den Ueckerpark geschickt, der sollte unser Domizil für die drei folgenden Tage sein. Donnerwetter, nicht wiederzuerkennen. Sonst tummeln sich dort Tausende Menschen. Kaum zu glauben, wie einsam und leer er jetzt war. Aber hinter der Bühne sollte sich das rasant ändern. Jetzt wurden dort gerade neben den Kutterankömmlingen aus nah und fern, ein Festzelt und ein Bierstand aufgebaut. Tüdel kam aus Teterow und stieß pünktlich zum Abendschoppen mit Speck und Zwiebeln, die Idol kredenzte, zu uns. Dann später neugierig ab zum Markt. Von dort lockten Life-Rhythmen, eigentlich wollten wir essen fassen, die Livemusik lockte auch. Schicker Markt (erinnert so ein bisschen an den Grand Place in Brüssel). Groß und rings um den Markt Kneipen. Zweimal pro Woche am Dienstag- und Donnerstagabend gibt es hier Livemusik. Um 22.00 Uhr ist dann aber mit Rücksicht auf die Anwohner Schluss. Der Fisch, den ich mir im Außenbereich des ersten Hauses am Platze bestellte, war aber nicht so dolle (die Lifemusik von dichtem auch nicht – obwohl… so müsste man erst mal spielen können). Da war der Backfisch, den wir am nächsten Mittag im Fischkiosk am Ueckerpark gegessen haben, besser und wesentlich billiger.
Gutschi kam dann zum Nachtmahl, er hatte noch Spätschicht. Aber er muss geflogen sein, denn er war seine bisherige Bestzeit gefahren. Nun waren wir schon vier. Hansi folgte im Morgengrauen des Freitags mit dem Kutter im Schlepptau (Nr. fünf). Walter (Nr. sechs) unser Backrat stößt wie immer erst am Sonnabendmorgen zu uns – ihr wisst schon, ihm obliegt die Versorgung der Schildbürger in Teterow, die das hoffentlich zu schätzen wissen. Dietmar ist leider physisch nicht präsent, da er sich zurzeit im Krankenhaus aufhält. Lieber Dietmar in unseren Gedanken und beim Segeln und Dönjes schnacken, bist du bei uns. Das geht soweit, dass Hansi mich manchmal anschnarren muss (voll berechtigt natürlich): „Zieh dein Segel dicht!“, und das wenn ich gerade über die Taktik nachdenke, weil das erstere ja dein Part ist, den ich machen muss, wenn du nicht dabei bist. Du fehlst, man hat sich an die Aufgabenteilung gewöhnt, und dann fehlt derjenige, der fehlt, doppelt.
Hansi ist am Freitagmorgen so gegen 9:30 Uhr im Hafen, wir kranen, an alter Stelle, da beim anderen Kran in der anderen Bootswerft erst am Nachmittag gekrant werden kann und löhnen (40 Euronen – das ist ganz schön rundselig!). Es ist ein hochsommerlicher Tag. Dieses Mal lasse ich mich von Gutschi und Tüdel rudern. Beim Blauen Band im Juli durften Idol und ich ja bekanntlich von der Werft (Kran) zum Liegeplatz rudern und Dietmar saß am Quirl. Er wollte sogar Wasserski laufen. Ja, so merkt man doch, wozu man eigentlich so eine schöne Rundsel braucht….
Ja, es hat doch so seine Vorteile achterschiffzugehörig zu sein. Wobei unbestritten die Vorschiffzugehörigkeit auch seine Vorteile hat, denn die Versorgung durch Gutschi hat schon etwas legendäres, sozusagen überlebensnotwendiges.
Wir legen direkt an der Kaimauer neben unserem Quartier an, der Planet drückt heftig. Aufriggen, auftakeln, Proviant fassen, ablegen. Wir segeln auf der Uecker zum Haff und üben dabei das „fockschonende“ Wenden und dit und dat. Auf dem Haff treffen wir die „Weltis“, das ist ja bei dieser Weite wie eine Stecknadel im Heuhaufen finden.
Udo Müncheberg (29.08.1952 * - 30.10.2016 †)
– ein Großer der Klasse Pirat ist von uns gegangen!
2015
Udo beim Gold Cup der Drachen vor Kühlungsborn in seinem Element.
Mit einem chancenlosen Drachen.
Dabei sein ist alles!
Liebe Piratenfamilie,
am 30. Oktober 2016 hat Udo uns verlassen und ist auf seine große Langfahrt gegangen.
Die Piratenklasse und die große Familie der Segler verlieren in ihm einen engagierten und begeisterten Segler, der neben der Segelbegeisterung auch Verantwortung übernahm und sich für den Piraten, die Piratenfamilie und seinen Verein, den Akademischen Segler-Verein zu Rostock e. V. (ASVzR), kurzum für das Segeln einsetzte.
Ich habe Udo vor ca. 50 Jahren kennen gelernt. Er segelte damals in Zehdenick (Uckermark) Pirat, kam dann zum Studium nach Rostock und war dort in der Sektion Segeln der Hochschulsportgemeinschaft Rostock (HSG), die in den 1960er Jahren maßgeblich den Piraten in Klasse und Masse, als auch in seiner Entwicklung in der DDR dominierte. Udo stieg aber nicht in den Piraten, er stieg in das damals aufstrebende Ixylon, denn Piraten wurden ja kaum noch gebaut und segelte dann jahrelang in der Spitze dieser Bootsklasse und errang unter anderem 1982 den Titel des DDR-Meisters, wurde dreimal Vizemeister (1983, 1987, 1988) und einmal Dritter (1989) dieser Klasse.
In der Vorwendezeit stieg Udo dann wieder zurück in den Piraten und begründetet den neuerlichen Aufschwung der Rostocker Piratenszene. Er baute Piraten, segelte diese und das äußerst erfolgreich. Sicherlich war auch das Gespann mit Ganter eine Erfolg versprechende Symbiose. Uns allen ist immer noch in Erinnerung, dieser furiose Start zur DDR-Meisterschaft 1987 am Scharmützelsee, wo sie drei Siege zum Auftakt hinlegten und dann dem Leben frönten und ihren eigentlich sicher geglaubten Sieg genauso furios versegelten aber doch noch Vizemeister wurden.
Gestartet sind die beiden 1987 zur Europameisterschaft in Ungarn, ein nicht einfaches Unterfangen, weil es von den DDR-Oberen nicht „gewünscht“ und deshalb mit einigem Risiko verbunden war. Butze organisierte das Rigg und ab ging es auf den Balaton. Selbst die Ungarn hatten kalte Füße und nur durch die Intervention einiger deutscher Offizieller konnten Udo und Ganter unter 80 Piraten einen Platz im Mittelfeld ersegeln.
Später hat Udo dann Ganter bei der Entwicklung der Piratensegel aus der gleichnamigen Werkstatt (Ganter) unterstützt.
Die letzten Tage der DDR waren noch nicht eingeläutet, da organisierte Udo mit anderen Piratenseglern aus Ost und West die Einfuhr eines Bootskaskos der Bootswerft Hein über den Umweg der damaligen Tschechoslowakei. Von diesem Boot wurde eine Negativschale abgeformt. Der Kasko wurde über den gleichen Weg zurückgeschafft. Dann fiel die Mauer und die Bootswerft Hein war sich nicht so sicher ob diese Aktion so glücklich war. Aber sie war wichtig, denn aus der Form kamen doch einige Boote, die heute noch mittelprächtig mitlaufen.
Im letzten Jahr der DDR organisierte Udo auch die erste Piratenregatta seit 1966 (nach 23 Jahren Abstinenz) auf der Ostsee vor Warnemünde. Wie er das machte ist mir heute noch ein Rätsel, denn die Mauer stand ja noch. Beim Auslaufen mussten wir jedenfalls unsere Ausweise an der kleinen Hütte an der Mittelmole bei den Grenzern abgeben.
Nach der Wende segelte Udo vornehmlich Pirat, aber er war natürlich auch auf Dickschiffen, auf Folkebooten, auf dem Soling, auf dem Drachen mit seinen Töchtern und anderen Booten zu Hause. Im Piraten bestimmte er im norddeutschen Raum die Szene maßgeblich mit. Udo war immer für Entwicklungsgespräche und Taktiken zum Vorantreiben der Klasse ein sprühender Gesprächspartner.
Er war nicht nur ein feinfühliger Segler, er war auch ein feinfühliger Mensch mit einigem Gespür.
Auf dem Kurs war er stets ein exzellenter fairer mit allen Wassern gewaschener Gegner.
Seine größten Erfolge nach der Wende waren sicherlich die dritten Plätze bei den Internationalen Deutschen Meisterschaften vor Travemünde 2003 und Warnemünde 2006. Er gewann darüber hinaus eine große Anzahl von Ranglistenregatten wie das Silberne Beil in Güstrow, die Teterower Herbstregatta, die Hackebeilregatta in Neustrelitz, die Pfingstregatta Röbel oder die Nikolausregatta in Potsdam, um nur einige zu nennen.
Er war überall ein geachteter Segler, Sportsmann und Gesprächspartner.
Wir haben oft philosophiert, früher mit einem Bier in der Hand. Später, als Udo von der Krankheit erfasst wurde, habe ich seine Abstinenz und sein trotz Krankheit seglerisches absolutes Leistungsvermögen bewundert.
Die Stunden, die wir gemeinsam verbracht haben, waren immer voller Pläne und geprägt vom Herauskitzeln der Leistung. Du wusstest, wo die Probleme liegen, wie man Leute anpacken muss, um sie zu motivieren, mehr für die Klasse zu tun und sie heraus aus dem Egotrip zu holen.
Einer seiner großen Wünsche die Teilnahme an der Europameisterschaft 2015 auf dem Traunsee in Österreich blieb ihm aus Krankheitsgründen versagt. Er wollte unbedingt noch einmal dieses Piratenevent, zu dem er sich im Jahr zuvor qualifiziert hatte, miterleben. Aber es sollte nicht sein.
Auf den Regatten wurde immer nach dir gefragt: Wie geht es Udo? Habt ihr was von Udo gehört? Er war unter uns und so sollte es auch in der Zukunft sein.
Udo war jahrelang im Ehrenrat der Deutschen Piraten-Klassenvereinigung e. V. und auch Vorsitzender seines Akademischen Segler-Vereins zu Rostock e. V.
Unvergessen bleibt sein Organisationstalent bei den Internationalen Deutschen Meisterschaften der Piraten 2006 und auch der Europameisterschaft für die olympische Bootsklasse der Finn Dinghy vor Warnemünde im Jahr 2013, die der letztgenannte Verein, sein Verein, ausrichtete.
In seinen Ehrenämtern war Udo stets kämpferisch tätig und versuchte, unsinnige Entwicklungen kritisch zu hinterfragen und zu beeinflussen. Nicht immer gelang das, aber Udo hat seine Marken gesetzt. Die Pläne haben ihn bis zum letzten Tag nicht verlassen. Ich weiß noch genau, wie er mich im Januar dieses Jahres anrief: „Carsten, wir wollen einen Ostseetörn machen, die ganze Ostseeküste absegeln. Bist du dabei?“ Antwort von mir: „Toll, ich kann aber nur zwei, drei Wochen dabei sein. Ich habe noch viele andere Verpflichtungen“. Udo: „Okay, ich melde mich wieder.“
Udo hat sich nicht mehr gemeldet. Später hörte ich dann, dass Udo doch zunehmend die Kraft verließ und er dieses Vorhaben nicht mehr umsetzten konnte. Er hat gekämpft, er hat gehofft. Wir auch.
Nun ist dieser Kampf zu Ende.
Udo, die Stunden mit dir bleiben unvergessen. Deine sachlich durchdachten Beiträge und Kommentare – egal in welchem Gremium – werden fehlen.
Udo, wir danken dir für die Meilen, die wir gemeinsam zurücklegen durften und wünschen dir für deine letzte große Fahrt Goode Wind!
Die Piratenfamilie
i.A. Carsten Jansen Oktober 2016
Die Trauerfeier findet am 11.11.2016 um 11:00 Uhr in der Kirche in Rostock-Gehlsdorf statt.
Der Plan nach Potsdam zu fahren bestand schon seit unserer Regattaabstimmung am Saisonbeginn. Das diese Regatta nun unter einem ganz anderen Stern stand, war schon in den Berichten davor nachzulesen.
Die Fahrt begann für alle von der Stammcrew in Laage. Denn am 07.10.2016 um 13:00 Uhr haben wir unseren Dietmar zu der großen Langfahrt auf dem Laager Friedhof verabschiedet. Auch wenn wir uns schon innerlich verabschiedet hatten, so war es doch ein besonderer Moment, denn nun würde Dietmar endgültig diese Reise antreten. Es waren neben vielen anderen Trauergästen sehr viele Segelsportfreunde aus nah und fern angereist, um Abschied zu nehmen. Pünktlich zu Beginn der Trauerfeier öffnete der Himmel seine Schleusen. Das war mehr als symbolisch.
Die Pastorin, die die Andacht begleitete, fand sehr schöne Gleichnisse und Verknüpfungen, die zwar ab und an die ein oder andere Träne in die Augen trieb, aber letztlich doch von einem erfüllten Leben berichten konnte, wie es nicht jedem vergönnt ist, dem sich aber auch nicht jeder stellt. Denn Dietmar war sich für nichts zu schade, er half wo er konnte, er stand seinen Mann. So steht er in unserer Erinnerung und so machten wir uns dann auf den Weg nach Potsdam, um dort am 14. Potsdamer Herbstpokal für Kutter ZK 10 teilzunehmen.
Das war gut so, denn so konnten wir gemeinsam mit der Crew Erinnerungen austauschen, Dietmar war gegenwärtig.
Die Crew setzte sich dieses Mal wie folgt zusammen: Gutschi am Quirl, Idol am Besan, Carsten am Groß, Walter an der Genua, Tüdel am Spi und sein Sohn Markus im Vorschiff. Hansi blieb in Laage. Das hatte er schon lange so geplant, und nun stand das ja unter diesem besonderen Stern. So wollte er bei Dietmars Familie sein, um Abschied nehmen. Denn uns allen ist bewusst, dass Dietmar und Hansi ein tiefes freundschaftliches Vertrauensverhältnis hatten, wie es wohl nicht jedem vergönnt ist (da fällt einem Schiller ein: Wem der große Wurf gelungen eines Freundes Freund zu sein…).
Datum | Meisterschaft | Revier | ||
24.-28.07.2017 | IDJM (Jahrgang 1998 und jünger) | Travemünde | ||
01.-05.08.2017 | IDM | Ratzeburg | ||
11.-15.09.2017 | EM | Müritz, Röbel |